Direkt zum Hauptbereich

Rarität mit Herzschlag

Die Rolex Tru-Beat Referenz 6556 ist die mechanische Uhr von Rolex, die wie eine Quarzuhr tickt.
Als man diese Toolwatch 1954/55 entwickelt hatte - übrigens gemeinsam mit den Modellen Explorer, Turn-O-Graph, Submariner, GMT und Milgauss - waren Ärzte, Ingenieure und Wissenschaftler die Zielgruppe. Man wollte ein extrem ganggenaues Modell, das den Anforderungen der Träger gerecht wird und baute es auf das Basismodell der Oyster Perpetual mit 34mm Durchmesser und dem Basiskaliber 1030 auf. Allerdings wurde das Werk der Tru-Beat mit einem springenden Sekundenmechanismus modifiziert. Sie war somit die erste Armbanduhr mit einem derartigen Mechanismus, der im Übrigen auf die Verwendung von zwei Ankern zurückgreift. Ein Anker mit 18.000 Schritten, der andere mit 3.600 Schritten pro Stunde. Das erzeugt eine Reduktion, die dem Sekundenzeiger einen Sprung erlaubt, der, im Gegensatz zur durchlaufenden Sekunde bei dem normalen Kaliber 1030, optisch dem Sprung einer Quarzuhr ähnelt.
 
Rolex Tru-Beat Referenz 6556: Ein Modell aus 1956 in Edelstahl. Ihre Besonderheit - der pfeilförmige, signalrote Sekundenzeiger, der die Sekundentaktung noch stärker zu betonen weiß.
 

 

Metropolitan in Stahl und Gold

Nachdem für Rolex Einfachheit und Robustheit oberste Gebote sind und die Tru-Beat einer der wenigen Modelle mit Komplikation ist, gilt sie als Rarität und ist deswegen besonders interessant. Im Alltagsgebrauch konnte sie den genannten Anforderungen der Einfachheit und Robustheit leider nicht entsprechen, sodass während der nur fünfjährigen Bauzeit eine verbesserte Version auf den Markt gebracht wurde, nämlich die Referenz 6558 mit dem Kaliber 1040 B. Diese Referenz wurde vor allem in die USA geliefert und zeigt auf dem Zifferblatt die Bezeichnung "Metropolitan". Sie existiert in Stahl und bei wenigen Exemplaren auch in Gold.
 
Suchspiel: Das 1040 Kaliber der Tru-Beat. Unter der Automatik kann man bei genauem Hinsehen den Anker vom Mechanismus der springenden Sekunde erspähen.
 
 
 
 

Der seltene Herzschlag der Tru-Beat

Die Reparatur des Tru-Beat-Mechanismus ist technisch sehr anspruchsvoll und nur mit originalen Ersatzteilen möglich, sodass sich heute nur mehr wenige funktionstüchtige Exemplare auf dem Markt befinden. Dass sie kein kommerzieller Erfolg war, macht die selten funktionstüchtigen und original erhaltenen Exemplare zu begehrten Sammelobjekten. Eine Tatsache, die sich auch in stetig steigenden Preisen widerspiegelt. In den meisten Fällen wurde sogar der Zusatzmechanismus entfernt und die Tru-Beat zu einer gewöhnlichen Oyster Perpetual mit durchlaufender Sekunde degradiert. Blasphemie, wie wir finden, denn damit nimmt man ihr, was sie ausmacht - ihren wahren Herzschlag.
Das mit der Liebe und den naturwissenschaftlich affinen Menschen ist natürlich ein absolutes Vorurteil, ist Ironie, ist die Antithese zum wahren Tatbestand. Denn wir sehen sie ja, diese Menschen, die uns gegenübersitzen, die Tru-Beat in Händen halten, deren Herzschlag spüren und uns dann ganz klar zu verstehen geben, dass sie gerade ganz tiefe Gefühle verspüren. So etwas wie wahre "Sammelliebe"-Gefühle. Wir können es verstehen...

Anders als die anderen: Rolex Tru-Beat mit ihren spitzen Zeigern und einer Patina, die sich gleichmäßig auf das gesamte Zifferblatt zeichnet.






Text entnommen und angepasst aus "Das Prinzip* Uhr" für den Blog der Chronothek.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ein Freund, ein guter Freund

Die Sportmodelle, die wir Ihnen heute vorstellen, haben Kult-Status und genießen bei ihren Anhängern ein hohes Ansehen. Es ist der Charakter, die Zeitlosigkeit, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Modetrends und ständig wechselndem Zeitgeschmack. Diese Top 5 der Herren-Sportmodelle begleiten uns, seit wir in Uhren denken können und sie kommen uns allein deswegen fast wie alte Freunde vor. Das CHRONOTHEK-Ranking der TOP 5 Herren-Sportmodelle: 1. Rolex Submariner 2. Patek Philippe Nautilus 3. Audemars Piguet Royal Oak 4. IWC Fliegeruhren Chronograph 5. Omega Speedmaster Rolex Submariner: 1953 wurde das erste Modell mit der Referenz 6204 ohne Datum herausgebracht. Im Vergleich zu den heutigen Modellen war es damals etwas kleiner, nicht zu wuchtig und aufgrund der verwendeten Materialien (Plexiglas) und hohlen Bandteilen sehr leicht. Die Wasserdichtigkeit der nachfolgenden Submariner Versionen erhöhte sich im Laufe der Zeit von 100m über 180m bis auf 200m. Ende der 1960er-Jahre kam die Datu...

Motorsport& Vintage-Uhren: Rolex Daytona "Paul Newman"

Auch dieses Wochenende werden die Motoren heulen, wenn das Ventilspiel wieder Oldtimer um sich schart. Wir von der Chronothek sind natürlich wie immer dabei, wenn die größte Rundstreckenveranstaltung für historische Autos in Österreich zum Rennen lädt. Warum Oldtimer und Vintage-Uhren ein "match made in heaven" sind, haben wir bereits in der Vergangenheit erklärt. Heute wollen wir aber einen Mann in den Fokus stellen, der nicht nur für die Uhrenwelt eine wichtige Rolle spielt, sondern auch für den Motorsport.   Stimulus : Die "Paul Newman" setzt einen Schlüsselreiz. Paul Newman und die Daytona Wer sie besitzt, für den steht nicht ihr Wert im Vordergrund, sondern vor allem Emotionen. Wir reden von der Rolex Daytona "Paul Newman". Sie ist eine Ikone und wird begehrt wie wenige andere. Perfekt erhaltene Exemplare sind heute kaum unter 500.000.- Euro zu finden. Kein Pappenspiel. Aber was ist schon Geld? Wer eine "Paul Newman" besitzt, will nicht zeig...

Beweg dich, trag mich!

Edel und technisch ausgefeilt. Die sogenannten Uhrenbeweger bewegen Zeitmesser mit Automatikwerk, um sie betriebsbereit zu halten. Doch sie können weit mehr. Je schöner und ausgefeilter ihre Erscheinung ist, desto mehr bewegen sie auch uns als Uhrenträger.   Der Würfel schaukelt die Uhr : Der große Vorteil des Würfels ist, dass er die kompakteste Form eines Uhrenbewegers darstellt. Durch Wippbewegung wird der Aufzug betätigt. Die Uhr bleibt unter Spannung.     Notwendiger Uhrenfreund oder unnötiges Accessoire? Die Sinnhaftigkeit, eine Uhr mit automatischem Aufzug zu bewegen, ist ein philosophisches Konstrukt. Man hört oft, dass diese Modelle immer in Bewegung bleiben sollen, damit sie gut laufen und keinen Schaden erleiden. Technisch gesehen ist das aber nicht notwendig. Bei Uhren mit besonderen Komplikationen kann es jedoch von Vorteil sein. Wie wir wissen ist es erforderlich, der Zugfeder Energie zuzuführen, damit eine Uhr laufen kann. Dies geschieht durch das Aufziehen...