Der vordergründige Sinn und Zweck von Statussymbolen ist klar.
Er liegt meistens in der sichtbaren Differenzierung, die dazu beitragen soll, das Selbstbild des Trägers für die Mitmenschen zu vervollständigen. Deshalb waren die klassischen Insignien von Reichtum und Macht früher vor allem teuer, auffällig und leicht erkennbar.
Von Reichtum und Identitätsstiftung
Bis weit in die Neunzigerjahre wurde Reichtum offensiv durch die immer gleichen Statussymbole zur Schau gestellt. Bestimmte Produkte und Marken wirkten identitätsstiftend und ordneten den Träger einer bestimmten Gruppe zu. Diese alte Welt ist in Auflösung begriffen. Was bis vor wenigen Jahren noch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe bedeuten konnte, hat heute keine eindeutige Aussage mehr, führt bestenfalls in die Irre, schlimmstenfalls in die soziale Isolation.
Pssst ... : Stille Rolex Day-Date in einer Platinausführung, Ref. 118206. Nur das hellblaue Zifferblatt unterstreicht das Edelmetall.
Statussymbole im Wandel der Zeit
Die gesellschaftlichen Hierarchien sind flacher geworden. Ob und wie viel Macht und Reichtum ein Individuum besitzt, ist heutzutage wesentlich schwieriger zu erkennen. Niemandem wird heute mehr der Zutritt zu einem Luxushotel oder teurem Restaurant verweigert, nur weil er Jeans, T-Shirt und Turnschuhe trägt. Es könnte sich ja um einen milliardenschweren Start-Up Unternehmer aus dem Silicon Valley handeln. Der CEO, der vom Praktikanten rein äußerlich nicht mehr zu unterscheiden ist, ist kein Privileg der "new economy", sondern sickert auch langsam in alte Industrien ein. Zumindest punktuell - wenn es darum geht, besondere Jugendlichkeit und Dynamik zu versprühen - verzichten auch schon mal Wirtschaftskapitäne der "old economy" auf Krawatte und Maßschuhe und bevorzugen stattdessen offene Hemdkrägen und Sneakers.
Dezente Qualitätsstücke statt protzige Accessoires
In der Zwischenzeit geht es vor allem darum, innerhalb der eigenen Statusgruppe zu beeindrucken. Seinen Reichtum protzig nach außen zur Schau zu tragen ist schlichtweg vulgär geworden. Je erfolgreicher und finanziell unabhängiger jemand ist, desto unwichtiger werden die klassischen Statussymbole. Menschen, die es sich wirklich leisten können, greifen nicht - mehr - zu Designerklamotten mit großflächigen Logos, sondern zu dezenter Maßkleidung. Protzige Accessoires werden durch dezente Qualitätsstücke, die nur vom Connaisseur erkannt werden, ersetzt.
Kleine Gigantin: Rolex Datejust Ref. 68246, Medium-Modell in Platin. Die teuerste Version einer schlichten Damenuhr. Gewichtete Leichtigkeit.
Immer weniger von immer Besserem
Dieser Trend macht natürlich auch vor Armbanduhren nicht Halt. Ungebrochener Beliebtheit erfreuen sich deshalb Uhren mit Stahlgehäuse von Edelmanufakturen. Patek Philippe hat aus dem Understatement ein erfolgreiches Geschäftsmodell gemacht. Obgleich nur aus Edelstahl, zählt die Sportuhrenikone Nautilus zu den prestigeträchtigsten Uhrenmodellen überhaupt. Gerade bei Patek Philippe ist Stahl das eigentliche Edelmetall, da Uhren aus diesem Material ungleich seltener sind als deren Schwestermodell im noblen, gelben Metall. Oftmals sind Stahlmodelle am Sammlermarkt deshalb gesuchter und teurer als die vergleichbare Goldversion. Oder man greift gleich zum Modell mit Platin- oder Weißgoldgehäuse, das auf den ersten Blick gar nicht und auf den zweiten auch nur vom Insider von der Edelstahluhr zu unterscheiden ist. Rolex bietet für diese Spielart des auf die Spitze getriebenen Understatements vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten. Diese Art der subtilen Diskretion - neudeutsch als "Stealth-Wealth" bezeichnet, was so viel heißt wie "heimlicher Reichtum" - muss man sich wirklich leisten können. Sie weist ihren Träger in der relevanten Peergroup als Großmeister der Loge des guten Geschmacks aus und wer möchte dort nicht Mitglied sein? Allein, es ist nur wenigen Connaisseuren vorbehalten.
Für regungslose Büro-Sportarten:
Bitte
nicht erschüttern! Patek Philippe Nautilus 5711/1A in Edelstahl. Eine
Neuinterpretation der 1970er-Jahre mit weißem Zifferblatt. Sportliches
Understatement im Hochpreissegment. Automatik im Stahlgehäuse.
Text entnommen und angepasst aus "Das Prinzip* Uhr" für den Blog der Chronothek.
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