Direkt zum Hauptbereich

Die vielen Namen und Gesichter der GMT-Master

Sie ist die Rolex mit den wahrscheinlich meisten Spitznamen - die GMT-Master.
Kaum eine andere Sportuhr von Rolex wurde von Sammlern so verehrt und von derart vielen bekannten Persönlichkeiten der Geschichte getragen. Heute erzählen wir Ihnen neben ihrer Biographie auch noch technische Details zu dieser Uhr.

Kräuterlimonade: Die "Rootbeer" GMT-Master 16753, hier ein frühes Modell mit Nipple-Dial, verdankt ihren Namen einer amerikanischen Kräuterlimonade. Deren Flüssigkeitsfarbe ähnelt nämlich ziemlich genau der Tönung des Zifferblattes und der Lünette.

 

Zwei-Zeitzonen-Uhr für Pan Am

Die Geburt der GMT-Master hängt unmittelbar mit der Konstruktion der Boeing 707 Ende der 1950er-Jahre zusammen. Durch die rasante Ausweitung des Interkontinentalflugverkehrs kam es für die Piloten zu neuen Anforderungen. Die amerikanische Fluggesellschaft Pan American World Airways (kurz Pan Am) trat deswegen mit einem besonderen Wunsch an Rolex heran. Man wollte eine technische Armbanduhr für Piloten entwickeln lassen, die simultan die Zeit am jeweiligen Heimatflughafen und die am angeflogenen Zielort anzeigen konnte. Gesagt, getan. Rolex entwarf das Modell in bemerkenswert kurzer Zeit und gab der neu geschaffenen Zwei-Zeitzonen-Uhr den Namen GMT-Master, angelehnt an die ehemalige Weltzeit, die Greenwich Mean Time.


Für Insider: GMT-Master PCG 1675 aus dem Jahr 1961. "Tropic-Dial" und "Ghost"-Lünette. Insider wissen, was gemeint ist ...




Unverkennbare Vielfalt

Bunte Drehlünetten, abgedrehte Spitznamen und Plastik-Inlays - die äußerlichen Eigenschaften der GMT-Master sind unverwechselbar. Die erste zwischen 1954 und 1959 gebaute Referenz 6542 sticht ins Auge. Sie hat keinen Kronen- oder Flankenschutz, dafür eine Datumsanzeige, bei der sich rote und schwarze Zahlen abwechseln. Die wenigen original erhaltenen Modelle haben ein blaurotes Drehlünetten-Inlay aus Bakelit. Was aber macht dieses Bakelit-Inlay heutzutage so wertvoll? Die außergewöhnliche Seltenheit. Die mit Radium gefüllten Ziffern des Inlays waren wegen der hohen Radioaktivität für den Träger der Uhr gesundheitlich bedenklich. Nicht nur das, zudem wies das fragile Material schon nach kurzer Zeit starke Gebrauchsspuren wie Abschürfungen und Risse auf. Das hat Rolex dazu veranlasst, die zum Service gebrachten Uhren mit einem neuen Inlay aus eloxiertem Aluminium zu versehen.

007 Goldfinger: Die GMT-Master 6542 aus den 1950er Jahren heißt "Pussy Galore". Die James Bond Pilotin als Namensgeberin würde für dieses Modell heute tief in die Tasche greifen.

Zum Ersten, zum Zweiten ... verkauft!

Die originalen Zifferblätter der 6542 zeigen eine hochglänzende galvanisierte Oberfläche mit goldfarbener Beschriftung. Das am unteren Rand zu findende "Swiss" zeigt an, dass als Leuchtmasse für die Stundenindikationen ebenfalls Radium verwendet wurde. Der rote 24-Stunden-Zeiger hat ein kleines Dreieck an der Spitze, das erst ab Mitte der 1960er-Jahre durch ein größeres ersetzt wurde. Bedenkt man diese Details, verwundert es kaum, dass original erhaltene, unpolierte und unveränderte Exemplare der Referenz 6542 extrem selten sind und bei internationalen Auktionen Höchstpreise erzielen können, wie zum Beispiel am 13.Mai 2013 eine 6542 in Stahl für sagenhafte 255.750.- Schweizer Franken versteigert wurde.

Hello Lady: 1675 aus den 60er-Jahren. Bei einer "Pink Lady" vergilbt die rote Hälfte in ein magenta-färbiges Pink.






Eine Uhr, viele Spitznamen 

1959 wurde die "Pussy Galore" von der Referenz 1675 abgelöst, die bis 1963 mit einem spitzen Flankenschutz für die Krone gebaut wurde. Auch diese Modelle besitzen das oben erwähnte galvanisierte Hochglanzzifferblatt "Gilt Dial". Die Leuchtmasse wurde ab 1962 durch Tritium ersetzt, erkennbar an der Bezeichnung "T<25". Dieser Code bedeutet eine messbare Radioaktivität von weniger als 25 Microcurie. Danach tritt die klassische Referenz 1675 mit rundem Flankenschutz, bis 1966 mit galvanisiertem Blatt, danach mit einem Standardzifferblatt mit weißem Druck auf. Von der 1675 gibt es viele verschiedene Inlay-Farbvarianten, da diese je nach Trage- oder Lagerbedingungen unterschiedlich ausgeblichen sind.

GMT-Master 1675 PCG:
Eine "Pointed Crown Guard" aus dem Jahr 1960.






Plexiglas auf der Überholspur

Die Farbpalette reicht von einem Hellblau-Zartrosa der "Pink Lady" über Stahlblau-Bronzebraun, ein sogenanntes "Rootbeer Inlay", bis hin zu einem intensiven Nachtblau und Purpurrot. 1979 wurde die Referenz 16750 mit Datumschnellverstellung vorgestellt, das letzte GMT-Master-Modell mit Plexiglas. Danach beginnt die Produktion von Modellen mit Saphirglas (Referenz 16700) und die bereits erwähnte 16760, die "Fat Lady", die als GMT-Master II durch den unabhängigen 12-Stunden-Zeiger die Anzeige von drei Zeitzonen erlaubt. Danach folgt die 16710, das von den aktuellen Modellen mit Keramik-Lünetten abgelöst wurde.

Dicke Dinger: GMT-Master 16760, auch "Fat Lady" genannt. Der Name bezieht sich auf eine höhere Bauweise des Gehäusemittelteils. Für dieses Modell verwendete Rolex in den 1980er-Jahren den Gehäusemittelteil der Explorer II.




Die Plexiglas-GMT-Master hat sich bei Sammlern in den letzten Jahren besonders steigender Beliebtheit erfreut. Allen anderen voran liegen original erhaltene 6542 Modell mit intaktem Bakelit-Inlay, unpolierte 1675 mit spitzem Flankenschutz, militärische Exemplare und klassische 1675 in perfektem Zustand mit Box und Papieren.
Verständlich, denn dem Geschmack, der Farbauswahl, der Ausführung und den Spitznamen sind bei diesem Modell keine Grenzen gesetzt.

Text entnommen und angepasst aus "Das Prinzip* Uhr" für den Blog der Chronothek.

Kommentare

  1. Nice article have transitional 16750 serial 64milion,bezel faded ,use as daily watch, real beauty,only diferet is hands inlay,optic is same as 1675.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Kunst des Lapidierens

Heute wird es auf unserem Blog wieder ein wenig technisch. Unsere Kollegen aus der Parnter-Werkstatt gestatten uns einen kleinen Blick hinter die Kulissen. Lapidieren - was für einige vielleicht exotisch klingt, ist für unsere Techniker Teil ihres Werkstattalltags. Die Chronothek gehört zu den wenigen Handwerksbetrieben, die diese Leistung überhaupt noch anbieten und macht mit dieser Arbeit nicht nur Uhren rundherum glücklich. Wir verraten Ihnen, was es mit diesem Handwerk genau auf sich hat. Makellose Uhren Krempeln Sie Ihre Ärmel hoch, denn heute wollen wir gemeinsam lapidieren. Was genau steckt aber hinter dem Begriff? Lapidieren meint das Schleifen gerader Flächen oder genauer gesagt: Zwei drehende Teile in der Maschine erzeugen am Ende eine makellose Ebene auf der Uhr. Durch das Schleifen und Polieren der Uhrenbestandteile wird so die Wertigkeit der Stücke erhalten. Selten gewordenes Service Die Technik des Lapidierens kam ursprünglich beim Facettenschleifen von Edelsteinen

Der Unterschied liegt im Detail

Wir haben in der Chronothek so manche Schätze. So auch seltene Ausführungen der Rolex Datejust. Grund genug für uns, sie aus dem Tresor zu holen und einen genauen Blick auf sie zu werfen. Aufmerksame Leser kennen die Mythen, die sich um die Rolex Datejust ranken, bereits aus früheren Berichten. Heute lassen wir die Geschichte aber Geschichte sein und konzentrieren uns auf das Hier und Jetzt. Überzeugender Variantenreichtum Die Oyster Perpetual Datejust erblickt 1947 das Licht der Welt. Seitdem hat sich viel getan. Die Datejust besticht vor allem durch ihren unglaublichen Variantenreichtum. Zifferblätter, Bänder und Gehäuse gibt es in allen Farben, Formen und Größen und machen sie so zu einem Allrounder. Ob sportlich, elegant, dezent oder extravagant - einfach jeder findet die passende Datejust, davon sind wir überzeugt. Stahl und Gold erobern den Markt Vor allem die Stahl- und Stahl/Gold-Varianten sind bekannt und konnten sich am Markt etablieren. Kaum eine andere Uhr wurde so o

Patek Philippe& Tito - Genosse und Genießer

Partisan und Revolutionär, Staatspräsident Jugoslawiens. Diktator und Architekt eines alternativen sozialistischen Modells. Bis heute entzieht sich Josip Broz "Tito" (1892-1980) jeder politisch und historisch eindimensionalen Zuordnung. Was Patek Philippe anbelangt, können wir ihn gut umreißen: Bei der Marke war er bekennender Getreuer durch und durch. Sehr kommunistisch, oder? Das Erbe Titos Nach Titos früher Politisierung folgte ein kometenhafter Aufstieg in der Kommunistischen Partei Jugoslawiens. Es gelang ihm, aus einer zerstrittenen Parteigruppe eine schlagkräftige Partisanenarmee zu formen. Eine Truppe, die letztlich im Kampf gegen die Truppen Hitlers und Mussolinis siegreich hervorging, was nachhaltig den Mythos Titos begründete. Nach dem 2. Weltkrieg ging er, wie das Beispiel Ungarn zeigt, hochriskant in die Opposition zu Stalin und setzte schließlich einen alternativen sozialistischen Weg für sein Jugoslawien durch. Durch die selbsterklärte Blockfreiheit - eine