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Patek Philippe& Tito - Genosse und Genießer

Partisan und Revolutionär, Staatspräsident Jugoslawiens.
Diktator und Architekt eines alternativen sozialistischen Modells. Bis heute entzieht sich Josip Broz "Tito" (1892-1980) jeder politisch und historisch eindimensionalen Zuordnung. Was Patek Philippe anbelangt, können wir ihn gut umreißen: Bei der Marke war er bekennender Getreuer durch und durch. Sehr kommunistisch, oder?

Das Erbe Titos

Nach Titos früher Politisierung folgte ein kometenhafter Aufstieg in der Kommunistischen Partei Jugoslawiens. Es gelang ihm, aus einer zerstrittenen Parteigruppe eine schlagkräftige Partisanenarmee zu formen. Eine Truppe, die letztlich im Kampf gegen die Truppen Hitlers und Mussolinis siegreich hervorging, was nachhaltig den Mythos Titos begründete. Nach dem 2. Weltkrieg ging er, wie das Beispiel Ungarn zeigt, hochriskant in die Opposition zu Stalin und setzte schließlich einen alternativen sozialistischen Weg für sein Jugoslawien durch. Durch die selbsterklärte Blockfreiheit - eine Art Pseudoneutralität - und seine wichtige geostrategische Lage am Balkan, wurde Jugoslawien zu einem hofierten politischen Partner für Ost und West. Innenpolitisch verfolgte Tito seine politischen Gegner rigoros und ließ sich als Nationalheld verehren. Wie viele Potentaten verabsäumte er es allerdings, rechtzeitig einen Nachfolger aufzubauen, weshalb bei seinem Tod ein Machtvakuum entstand, das nur wenige Jahre später zu einem Bürgerkrieg und schließlich zu einem gewaltsamen Zerfall des Vielvölkerstaates Jugoslawien führte. Auf diese Weise wirkt das Erbe Titos bis in die heutige Zeit nach.

Patek Philippe für alle?: Der fokussierte Blick Titos lässt keinen Zweifel gelten - in der sozialen Gleichheit muss es eine Patek Philippe sein. Einfache Patek Philippe Calatrava mit Handaufzugswerk aus den 1950er-Jahren.


 

Titos Faible für Uhren

Wer sich in die facettenreiche Lebensgeschichte Titos vertiefen möchte, kann nun auf eine deutsche Ausgabe der Biografie des Historikers Joze Pirjevec zurückgreifen, die das Leben und Wirken Titos fast lückenlos ausleuchtet. Dem akribischen Biografen gelingt es, sowohl den Staats- als auch den Privatmann Tito einer historischen Würdigung zu unterziehen. Legendär war Titos Vorliebe für edle Garderobe, schnelle Autos und schöne Frauen. Wesentlich weniger bekannt ist Titos Faible für edle Zeitmesser. Was Joze Pirjevec sonst exzellente Biografie für uns UhrenliebhaberInnen nicht ausreichend zeigt, wollen wir hier nachholen.

Herrschaftsfrei und klassenlos: Titos bevorzugtes Geschenk an Staatsgäste war eine Patek Philippe mit seiner persönlichen, markanten Unterschrift am Gehäuseboden. So setzt man sich eben kommunistische Denkmäler.


 

Staatsgeschenke: Uhren der Genfer Edelmanufaktur Patek Philippe

Wie nicht anders zu erwarten, griff Tito bei der Auswahl seiner Zeitmesser nur auf die exklusivsten Marken zurück. Mit großer Freude verschenkte er an Staatsgäste Uhren der Marke Patek Philippe. Dies tat er nicht, ohne jene Geschenke mit seiner markanten Unterschrift am Gehäuseboden zu personalisieren. Meistens waren es schlichte Calatrava-Modelle, unter anderem die Referenzen 570, 2494 sowie 2525. Dann und wann tauchen bei internationalen Uhrenauktionen diese exklusiven Stücke auf, um dann zu Höchstpreisen in Sammlerhänden zu verschwinden. Wer ein solch edles Stück ergattern kann, nennt nicht nur einen exklusiven Zeitmesser sein Eigen, sondern trägt ein Stück Zeitgeschichte an seinem Handgelenk. Wie bedenklich man das Leben dieses Mannes auch sehen mag, die Auktionshäuser messen hier mit einem anderen Maß.

Nicht in jede Seele lässt sich so tief blicken: Feinstes Patek Philippe Handaufzugskaliber 10200. Reguliert in fünf Lagen. 




 

Wer nun neugierig geworden ist, für den haben wir einen Literaturtipp: "Josef Pirjevec: TITO. Die Biographie"; Verlag Antje Kunstmann, München 2016.

Text entnommen und angepasst aus "Das Prinzip* Uhr" für den Blog der Chronothek.

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